Wie die Uni Mainz funktioniert – Strukturen, Funktionen, Verantwortlichkeiten

Am Donnerstag, den 19. Mai trafen sich die Teilnehmenden des Seminars „Wie die Uni Mainz funktioniert – Strukturen, Funktionen, Verantwortlichkeiten“ im brandneuen Gebäude Kisselberg. Den Einstieg zu diesem hochinteressanten und komplexen Thema gab der Geschichtswissenschaftler Professor Kißener, der sich von der historischen Seite näherte. Nach einem kurzen Abriss über die Entstehungsgeschichte der JGU folgte ein kleines Planspiel, in dem die französische Besatzungsmacht und eine deutsche Delegation sich anhand von zeitgenössischen Quellen Argumente für eine Universitätsgründung am Standort Mainz erarbeiten durften.

Im Anschluss an die Mittagspause sammelten wir zunächst Interessensschwerpunkte, die wir im Laufe des Seminares adressieren wollten. Danach gab Frau Dr. Lindner einen fundierten Einstieg in die aktuelle Grundorganisation der Uni Mainz, worauf Impulsreferate der Studierenden folgten. Dabei ging es um die Struktur, Aufgaben und Personen des Präsidiums, die Fachbereiche und Institute, die Zentralen Einrichtungen und die Hochschulgremien: Senat, Hochschulrat und Hochschulkuratorium. Um die studentische Seite nicht vollkommen außer Acht zu lassen, folgten noch Referate zum Studierendenparlament und zum Allgemeinen Studierendenausschuss. Bei ersterem überraschte die gesamte Teilnehmerschaft vor allem die unglaublich geringe Beteiligung bei den Wahlen (siebzehn Stimmen reichten für einen Sitz im Parlament) – eine Schlussfolgerung daraus war, dass Studierende zwar die Möglichkeit zum Mitspracherecht haben, viele sie aber nicht wahrnehmen. Noch einmal aufgenommen wurden diese Themen von Leon Grausam, der im Zuge seiner diversen Gremienarbeiten auch „Insider“-Erfahrungen mit uns teilen konnte.

Nach einem intensiven ersten Tag trennten sich die Wege, um am nächsten wieder mit voller Energie zu starten. Der Vormittag wurde darauf verwendet, in Gruppen verschiedene Planspiele vorzubereiten: Die erste durfte sich mit dem Szenario beschäftigen, wie sie eine ideale (Voll-)Universität der Zukunft im Rhein-Main-Gebiet aufbauen würde, wenn BioNTech mehrere Milliarden Euro spenden würde. Die zweite sollte sich für acht Jahre in der Rolle des Präsidenten imaginieren und folgende Fragen beantworten: Welche Ideen und Maßnahmen würden Sie in dieser Zeit realisieren, um eine aus Ihrer Sicht moderne, zukunftsfähige JGU Mainz zu gestalten? Wie soll die JGU im Jahr 2030 aussehen? Und im dritten Planspiel ging es darum, eine Vision für das Studienprogramm Q+ im Jahr 2027 zu entwerfen und was in den nächsten fünf Jahren realisiert werden sollte. Am Nachmittag stellten sich die Gruppen gegenseitig die Ergebnisse vor, wobei auch intensiv darüber diskutiert wurde.

Das abschließende Kamingespräch mit Vizepräsidenten Prof. Dr. Jolie hatte direkt zu Beginn ein weiteres Highlight zu bieten: Der Vizepräsident nahm uns mit auf den ehemaligen Flakturm, von dem man eine fantastische Aussicht hatte. Hier begann er, uns von der schwierigen Vergangenheit des Gebäudekomplexes zu erzählen, führte aber im selben Atemzug auch die Vorzüge der Lage und der Universität im Allgemeinen auf. Besonders betonte er dabei die außergewöhnliche Rolle, die die JGU für das Mainz der Nachkriegszeit und die deutsch-französischen Beziehungen einnahm. Bei Brezeln und Wein (und auch antialkoholischen Getränken) durften wir Studierenden Prof. Dr. Jolie Fragen aller Art stellen, das reichte von der (immer knappen) Finanzierung der Universität über seine eigenen Zukunftsvisionen für das universitäre System bis zu seinem persönlichen Alltag und der Vereinbarkeit von Familie und akademischer Karriere. Dieser entspannte und äußerst informative Austausch auf Augenhöhe stellte den perfekten Abschluss für dieses sehr gelungene Seminar dar.

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