Wein als wissenschaftlicher, historischer, ökonomischer und sozialkultureller Faktor und von der Traube über das Fass in die Flasche

Bericht von Moritz Schäfer (M.Ed. Student Chemie)

An dieser aus dem Sommersemester verschobenen Veranstaltung nahmen 15 Q+ Studierende aus 14 verschiedenen Fachrichtungen teil, sie wurde vom Q+ Studierenden Dominik Schöffling in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Lindner organisiert. Der erste Seminartag fand in einem Seminarraum des renommierten Weinguts Künstler in Hochheim am Main statt. Dort hielt Prof. Dr. Hans Reiner Schulz, Präsident der Universität Geisenheim, einen mehrstündigen Vortrag zur Einführung in die Önologie, die Weinwissenschaft. Behandelte Themen waren unter anderem die Herkunft und Verbreitung der hiesigen Weinsorten, dabei wurden Motive wie Krankheitsresistenz oder Geschmack auf genetischer, chemischer und praktischer Ebene angesprochen.

Im zweiten Teil dieses Tages fasste Simeon Guthier, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V. kurz die Geschichte des Weinbaus zusammen und offenbarte dabei Fun-Facts, wie die über 20 kg schweren Spritzen, mit denen damals tatsächlich der Wein „gespritzt“ wurde, bzw. die Böden mit Stäubeschwefel versetzt wurden. Im Anschluss folgten Impulsreferate der Q+ Studierenden Jennifer Guth (Bedeutung von Klima und Wetter für den Weinbau), Katharina Kresse (Konsum- und Alkoholgeschichte) und Paula Schöttke (Wein als Nahrungsmittel).

Nach einer ausgiebigen Brotzeit am Abend folgte eine Führung durch die Produktions- und Lagerstätte des Weinguts mit dessen Besitzer, Gunter Künstler. Dieser teilte, neben ausführlichen Beschreibungen der Gerätschaften und Weinherstellung, einige seiner Sprichwörter, bspw. „Um aus kleinem Großes zu machen, muss aus großem Kleines werden“ oder „Beruf kommt von Berufung, Qualität kommt von Qual“. Diese hart erarbeitete Qualität wurde anschließend bei einer edlen Weinprobe verkostet. Der Anspruch von Herrn Künstler an seine Weine ist, dass sie kristallklar und bekömmlich wie ein Gebirgsbach sein und einen Regenbogen auf die Zunge zaubern sollen, als Symbol der Sonne und der Vielfalt der Natur im Geschmack, der Kommunikation während des Genießens des Weins und der Länge des Abgangs mit all seinen Nuancen. Sogar der preisgekrönte Riesling des Großen Gewächses, Herrn Künstlers Lieblingswein, durfte probiert werden.

Der zweite Tag startete am Marienhof in Laubenheim, welcher Produktions- und Lagerstätte für den Wein des Seminarorganisatoren und Hobbywinzers Dominik ist. Er und sein Winzerkollege Christopher Dellee leiteten eine sympathische Weinbergbegehung mit Weinprobe direkt am entsprechenden Weinberg, bei welcher das Wissen des Vortages in der Praxis vertieft werden konnte. Dabei wurde die Reise der Traube von der Brache, über die Pflanzung und das Wachstum der Stecklinge sowie deren Pflege bis zur alten Rebe besprochen.

Bei der anschließenden Führung durch dieses zweite Weingut erfolgte eine Jungweinprobe, wobei direkt vom Fass der ungefilterte Wein probiert werden konnte. Dabei wurden viele Fragen beantwortet, es kamen aber auch neue auf, so bspw. ob die Bezeichnung des Spundekäses vom Spund stammt, mit welchem das Weinfass verschlossen wird (tut sie, aufgrund der länglichen, konischen Form). Man lernte viel über die weitere Reise der Traube, vom Keltern über die Gärung bis zur Nachsüßung mit Traubenmost, und warum man einen Kanarienvogel mit in den Weinkeller nimmt. Auch hier gab es eine weitere Brotzeit, welche zu einer vertikalen Weinprobe der Jahrgänge von Dominiks Chardonnay überleitete. Gerüchten zufolge zog sich diese Weinprobe noch bis in den tiefen Abend und niemand weiß genau, wie viele am Ende verkostet wurden.

 

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