Ein Bericht von Isabell Lieffertz, B.A. Studierende der Germanistik und Soziologie
Im Zentrum des zweitägigen Q+Workshops standen die Konzeption und Vollzugswirklichkeit des deutschen Strafvollzugs sowie die Spannungsfelder zwischen Anspruch und Praxis. Die Veranstaltung erfreute sich großer Resonanz: Ganze 27 Studierende aus 20 Fachrichtungen kamen zusammen, um gemeinsam zu diskutieren, zu hinterfragen und neue Perspektiven zu entwickeln.
Tag 1: Von Gerechtigkeitstheorien zu Gefängnisrealitäten
Am ersten Workshoptag führte uns Prof. i.R. Dr. Gerhard Kruip, ein langjähriger Partner von Q+, in die Gerechtigkeitstheorie ein. In Kleingruppen haben wir uns mit verschiedenen Praxisbeispielen, z.B. der Haftstrafe von Uli Hoeneß, Femiziden in Mexiko und Misshandlungsvorwürfen in der JVA Gablingen, beschäftigt. An den Beispielen diskutierten wir die ethischen Aspekte von Strafbegründung, Strafbemessung, Strafverfahren und Strafvollzug.
In der zweiten Hälfte des Tages warfen wir mit dem Fachanwalt für Strafrecht Dr. Christoph Schallert vom Zentrum für interdisziplinäre Forensik einen Blick auf die Praxis des Strafvollzugs in Gefängnissen. Ein besonderes Augenmerk haben wir dabei auf die baulichen Bedingungen gelegt und diese in Vergleich zu den Ausgesaltungsprinzipien des Vollzugs gesetzt. Demnach soll der Vollzug so gestaltet sein, dass das Leben in Haft den allgemeinen Lebensverhältnissen, soweit möglich, angeglichen wird und den negativen Folgen des Vollzugs entgegengewirkt wird. Diese Ansprüche diskutierten wir praktisch anhand der gezeigten Gefängnisbilder. Außerdem blickten wir auf Best-Practice-Beispiele, insbesondere für straffällige Jugendliche.
Tag 2: Gewalt in Gefängnissen und Wege zur Rehabilitation
Herr Dr. Schallert besuchte als Teilnehmer auch unseren zweiten Workshoptag und bereicherte die Diskussionen mit seinem Fachwissen. Während des zweiten Workshopstags beschäftigten wir uns mit Gewalt in deutschen Gefängnissen, die fester Bestandteil des Alltags ist. Dafür wurde uns in einem interaktiven Format eine wissenschaftliche Arbeit zu diesem Tabuthema vorgestellt. Wir beleuchteten vor allem die speziellen Gewaltbeziehungen und Strukturen, die diese ermöglichen. Als letzte Referentin sprach die Q+Alumna Zilan Akgül von der Kriminologischen Zentralstelle (KrimZ) über Konzepte der Rehabilitation im deutschen Strafvollzug. In Gruppenarbeiten nahmen wir uns dann den verschiedenen Dimensionen, wie der Psychotherapie sowie der beruflichen Aus- und Weiterbildung an.
Bleibender Eindruck
Die Veranstaltung war ein voller Erfolg. Die fachlich fundierten Beiträge der Referent*innen, lebhaften Diskussionen und engagierten Teilnehmenden machten den Workshop zu einem echten Highlight. In der Abschlussrunde war das Interesse der Teilnehmenden spürbar, sich weiter mit den drängenden Fragen rund um den Strafvollzug und Gerechtigkeitskonzeptionen zu beschäftigen.