Q+Reads: Lesung und Schreibworkshop mit Emily Nemens

Bericht von Lea Steinmetz (Bachelorstudierende Archäologie)

Die Picador Gastprofessur für Literatur an der Universität Leipzig hatte im Wintersemester 2022/23 die Autorin, Illustratorin und Redakteurin Emily Nemens inne. Nachdem sie als Mitredakteurin von The Southern Review arbeitete, einem Literatur Journal an der Louisiana State University, war sie von 2018 bis 2021 Redakteurin von The Paris Review, einer herausragenden literarischen Vierteljahresschrift in den USA. Während ihrer Zeit bei beiden Zeitschriften, wurden dort veröffentlichte Texte für diverse Preise nominiert. Seit 2021 ist sie Chefredakteurin im Bereich Sport bei Stranger’s Guide.

Am 26. und 27.01.2023 besuchte Emily Nemens das Studienprogramm Q+ im Rahmen der Veranstaltung Q+Reads. Die Veranstaltung findet jedes Semester in Kooperation mit dem Picador Professorship Program statt. Das Seminar startete mit einer öffentlichen Lesung zu ihrem 2020 veröffentlichten Debütroman The Cactus League und anschließender Fragerunde. Nemens untermalte die Lesung, in der sie Teile aus drei Kapiteln vortrug, mit Bildern des Handlungsortes ihres Romans, der Stadt Scottsdale, Arizona, und dem für das Baseball Spring Training im Jahr 2011 eröffneten Stadion Salt River Fields. Die Studierenden hatten wenig Vorwissen über Baseball. Aber durch die hauptsächlich von einzigartigen und wundervoll gezeichneten Charakteren getragenen Geschichte, wurde das Unbekannte vertraut und der Sport auch ohne Begriffswissen verständlich. Beim anschließenden gemeinsamen Abendessen wurden zahlreiche Fragen beantwortet, Ideen ausgetauscht und über diverse Formen des Erzählens von Geschichten gesprochen.

Am Tag darauf fand ein Workshop für kreatives Schreiben statt, wofür Nemens den Studierenden im Voraus vier Texte zur Vorbereitung zur Verfügung gestellt hatte. Bei den Texten handelte es sich um die folgenden, absolut lesenswerten Kurzgeschichten: "Night at the Fiestas" von Kirstin Valdez Quade, "Good Boy" von Eloghosa Osunde, "Playing Metal Gear Solid V: The Phantom Pain" von Jamil Jan Kochai und "The Outfield", eine frühe Version eines Kapitels aus Emily Nemens Roman. Letzte Fragen zu den Texten waren eine Woche zuvor im Vorbereitungsseminar mit Christian Knöppler geklärt worden, sodass im Workshop mit der Autorin die technischen Aspekte des Schreibens von charakterbasierten Kurzgeschichten fokussiert werden konnten.

Nach der Betrachtung aus welcher Perspektive Charaktere gesehen werden können - wir befassten uns mit der Sicht aus der ersten, zweiten und dritten Person Singular - bekamen wir einen Fragenkatalog zu Charaktereigenschaften, den sogenannten Proust-Fragebogen, um uns einen eigenen Charakter auszudenken oder einen zu beschreiben, den wir schon im Kopf hatten. Zu dieser Figur bekamen wir verschiedene Schreibaufgaben, mit dem Ziel sie von verschiedenen Seiten zu beleuchten. Anschließend lasen einige ihre Schreibübungen vor und wir besprachen sie in der Gruppe. Zum Abschluss bekamen wir eine letzte Übung, bei der wir eingeteilt wurden die gleiche Situation - die Braut kommt nicht zur Hochzeit - aus der Sicht der ersten, zweiten oder dritten Person mit Charakteren unserer Wahl zu beschreiben. Die entstandenen Geschichten waren mal spannend, traurig oder lustig, aber alle waren unterhaltsam und keine glich der anderen.

Emily Nemens unterstützte die Studierenden mit konstruktiver Beratung und ihrem ausgezeichneten Verständnis für die technischen Hintergründe von kreativem Schreiben. Die Aufgaben waren gut gewählt und wieder schön mit einer Präsentation untermalt. Der einzige Nachteil der Veranstaltung war, dass sie so schnell vorbei war.

Im Namen der Teilnehmenden möchte ich mich beim Q+ Team für die Organisation und bei Emily Nemens für die lehrreiche und kurzweilige Veranstaltung bedanken.

Die Reihe Q+Reads wird im Sommersemester fortgesetzt mit dem kommenden Picador Gastprofessor Salvador Plascencia.

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