(Männer-)Fußball(-Vereine) in Deutschland

Bericht von Niels Flothow, Bachelorstudierender Politikwissenschaft, und Kathrin Fuchs, Bachelorstudierende Komparatistik/Europäische Literatur

Fußball. Kaum ein Sport bewegt in Deutschland die Massen so sehr wie dieser Ballsport, der seinen Ursprung zur Zeit der frühen Industrialisierung in England fand. Ob volle Stadien in den Profi-Ligen, gut besuchte Sportplätze der Amateurvereine oder das kollektive Mitfiebern bei einer Welt- oder Europameisterschaft, der Fußball fasziniert.

Dieser Faszination sind wir im Rahmen unseres Q+ Seminars nachgegangen und haben hinter die Kulissen des (Männer-)Fußballs geblickt. Den Anfang der Vorträge machte, etwas außerplanmäßig, Meikel Schönweitz. Schönweitz ist Chef der U-Nationalmannschaften des DFB („ich bin quasi der Hansi Flick der Jugendspieler“) und gab uns einen hochinteressanten Einblick in seinen Werdegang und seine Arbeit beim DFB. Diese war und ist immer wieder geprägt von alteingesessenen, strukturellen Widerständen, die sich etwaigen Reformversuchen in den Weg stellen. In einer lockeren Atmosphäre („Im Fußball gilt das Du“) war neben einer informativen Präsentation auch Platz für kritische Nachfragen, zum Beispiel zur WM in Katar oder der zunehmenden Kommerzialisierung des Fußballs.

Am zweiten Tag dieser Veranstaltung widmeten wir uns der Ambivalenz von Amateur- und Profivereinen. Den Anfang machte Til Pleuger, Vorstandsvorsitzender des TSV Schott, der unerwartete Verstärkung in Form des aktiven Spielers Leon Kern mitbrachte. Im Vorfeld hatte er uns bereits thematisch mit einer Doku zum Thema Geld im Amateurfußball der ARD eingestimmt, die augenöffnend war. ("Milliardenspiel Amateurfußball - Wenn das Geld im Umschlag kommt", ARD) Während des Vortrags lernten wir näheres über die komplizierten Strukturen und Verantwortungen im Amateurfußball und speziell beim TSV Schott Mainz. Leon Kern beschrieb uns dabei ergänzend die Schwierigkeiten Profifußballer zu werden; wie er lange Zeit Ausbildung und Fußball balancieren musste, um schlussendlich seine Ambitionen auf das Studium zu verlagern.

Die andere Seite der Fußballwelt stellte uns Niko Bungert, ehemaliger Spieler und Vereinsbotschafter des 1.FSV Mainz 05, vor. Nachdem er uns einen Einblick in die Historie und aktuelle Vereinsstrukturen gegeben hatte, folgte ein angeregter Austausch rund um das Profidasein, bei dem keine Fragen offenblieben. Erfrischend war dabei seine Ehrlichkeit, mit der er uns begegnete und die im Profifußball keinesfalls selbstverständlich ist. Zum Abschied schlug das ein oder andere Fanherz höher, als der langjährige Verteidiger und Spielführer des 1. FSV Mainz 05 Autogrammkarten verteilte.

Einen sehr theoretischen Einblick in den Profifußball beziehungsweise Leistungssport insgesamt gab Prof. Dr. Stefan Berti, der unter anderem Vorsitzender der lokalen Ethikkommission des Psychologischen Instituts ist. Mit Impulsreferaten sorgten wir Studierenden für einen groben Einblick unter anderem in die Bereiche Sportpsychologie, Talententwicklung und Sportmedizin, die von Prof. Dr. Berti mit fundierter Expertise ergänzt wurden. Danach machten wir uns zu Fuß auf den Weg ins Stadion, um diese ganzen theoretischen Eindrücke mit der Praxis verbinden zu können.
Zum letzten Spiel der Saison war das Stadion brechend voll, sodass unsere Gruppe im R Block nur ganz oben einen Platz fand, von dem leider nicht viel zu sehen war. Die Stimmung war dennoch sehr gut, die durchs Stadion hallenden Fangesänge gaben einen hervorragenden Eindruck, welche Faszination und Begeisterung der Profifußball auslöst, dessen Hintergründe wir ein wenig untersuchen konnten.

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