Exkursion zum Europaparlament nach Straßburg

Bericht von Kilian Gallo, M.Sc.-Studierender Chemie

Am 7. Mai 2025 ging es für 35 Q+ Studierenden aus 23 verschiedenen Disziplinen ins Herz der europäischen Demokratie nach Strasbourg. Es ging schon sehr früh um 06:56 h mit der DB in Frankfurt/M los. Zunächst besuchten wir den Europarat (nicht zu verwechseln mit dem Rat der EU und dem europäischen Rat), der Institution, welche eine Plattform zum Austausch fast aller europäischen Staaten (mit Ausnahme von Belarus und Russland, welche den Europarat aufgrund der Invasion in der Ukraine verlassen mussten) bietet und sich für den Schutz der Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Europa einsetzt. Nach einer  Besichtigung des Plenarsaals der parlamentarischen Versammlung und einer historischen Einführung zur Institution durch Frau Müller vom Europarat-Besucherdienst gab es für die Studierenden die Möglichkeit, eine Stunde lang mit dem Europarat-Programm-Manager Rüdiger Dossow zu diskutieren und Fragen zu stellen. Auch wenn es sich beim Europarat nicht um eine EU Institution handelte, stellte sich heraus, dass beide doch sehr ähnlichen Werten folgen. Eine zentrale Frage in der lebhaften Diskussion war dabei, ob es sich im Fall des Europarats, der nur Empfehlungen, aber kaum Sanktionen aussprechen kann, um einen "Papiertiger" handelte. Die Antwort darauf war überraschenderweise gar nicht so einfach.

Nach einer knappen Mittagspause ging es dann weiter in das architektonisch beeindruckende Gebäude gegenüber, nämlich in das EU-Parlament auf der anderen Seite des Flusses Ill. Der Sicherheitscheck war sehr langwierig und gründlich. Außer Q+ waren weitere ungezählte andere Gruppen aus vielen Ländern ebenfalls zu Gast beim EU-Parlament und wir alle bildeten ein großen „Gewusel“ aus vielen Menschen, die fast ein bisschen hektisch durch lange Gänge im riesigen Gebäude eilten – vorbei an EU-Abgeordneten, die vor Kameras standen und Interviews gaben und vorbei an viel Sicherheitspersonal. Eine sehr eigene Atmosphäre.

Angekommen im Gesprächsraum R 1.3 nahm uns Herr Axel Heyer von der Besucherbetreuung des EU-Parlaments in Empfang und informierte uns über die Arbeitsweise und Funktionen des EU-Parlaments. Er gab authentische Einblicke auch „hinter die Kulissen“.

Danach stand uns Herr MdEP Jens Geier, Haushaltsexperte und Mitglied des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie für ein spannendes Gespräch zur Verfügung, weil Frau MdEP Dr. Katarina Barley, die mit uns über die europäische Sicherheitspolitik nach dem zweiten Amtsantritt des US-Präsidenten Trump sprechen wollte, sehr kurzfristig andere wichtige Termine wahrnehmen und uns absagen musste. Doch die EU-Haushalts- und Wirtschaftspolitik ist durch den Machtwechsel in den USA ebenfalls in heftige Bewegungen gekommen und so ging es schnell hoch her in der sehr lebhaften Diskussion, u.a. über Inflation, Populismus, Migrationskrisen, Cyber-Attacken, Ukrainekrieg. Auch gab es deutliche Worte zur Situation deutscher rechtsextremer Parteien oder der Politik von US-Präsidenten Trump.

Schließlich konnten wir einer Debatte im Plenarsaal des EU-Parlaments auf der Besucher:innentribüne beiwohnen. Spannend, etwas live und hautnah zu erleben, was wir sonst nur aus den Medien kennen! Danach gab es noch einen kurzen Besuch der Dauerausstellung im 'Parlamentarium Simone Veil' mit Video und Überblicke über die aktuelle Parteienbesetzung des EU-Parlaments. Es stimmt sehr nachdenklich, wie groß der Anteil rechter und rechtsextremer Abgeordneter inzwischen geworden ist. Und auch sehr bedrückend war die Erkenntnis, dass am äußersten rechten Rand besonders viele Deutsche (Männer!) vertreten sind.

Nach über sechs Stunden Informationen und Debatten waren wir alle ziemlich platt. Zum Glück hatten wir noch gute zwei Stunden, um durch das charmante Strasbourg zu schlendern, das bedeutende Münster zu besichtigen und einzukehren.

Ein super spannender, informativer und anstrengender Tag ging zu Ende.

Wir haben sehr viel gelernt – und ein bisschen mehr von der Institution Europa verstanden.

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