Die Geheimnisse des Mainzer Doms. Architektonische, kunsthistorische und theologische Erkundungen eines 1000jährigen baulichen Meisterwerks

Bericht von Jael Selzer, B.A.-Studierende Politikwissenschaft

Jeder, der in Mainz studiert und arbeitet kennt den Dom – Viele von uns jedoch nur vom Sehen oder davon, dass man im Sommer eine dringend benötigte Abkühlung in den angenehm kalten Gemäuern sucht. Dabei ist der Kaiserdom in vielen Hinsichten, unter anderem historisch, architektonisch, archäologisch, christlich-theologisch und auch politisch, bedeutsam. Deshalb setzten wir uns als Gruppe von 24 Q-Plus Studierenden aus 18 Disziplinen, angestoßen von unserem Kommilitonen Sebastian, zum Ziel, die vielen Facetten des Doms zu erforschen, zu diskutieren und die Geheimnisse zu erkunden, welche noch immer tief in den alten Gemäuern schlummern.

Bild 1

Der Auftakt hierzu erfolgte nicht im Dom selbst, sondern im Landesmuseum Mainz. Hier erhielten wir vom Museologen Herrn Frankhäuser sowohl eine Einführung in die kunsthistorische Geschichte des Domes als auch eine Führung durch das Museum, bei der wir mehr über die Stadt Mainz zur Kurfürstenzeit erfuhren und eine Menge spannender Exponate betrachten durften. Besonders beeindruckend war hierbei eine originalgetreue Nachbildung der Reichskrone aus authentischen Materialien (Bild 1). Im Anschluss daran debattierten wir über verschiedene Aspekte der Domrestaurierung, von der Frage der Finanzierung über die der Zugänglichkeit von Kirchenräumen für weltliche Nutzungen bis hin zum Kontrast neuer und alter Baustile beim Ersetzen zerstörter Bausubstanz. In der Mittagspause lieferten all diese Themen uns bei der Suche nach food in der Mainzer Altstadt zusätzlichen „food for thought“.

Anschließend trafen wir uns mit Herrn Walter von der Dombauhütte Mainz, der uns spannende Einblicke in seine Arbeit als Steinmetz gab. Bei der Menge an Expertise und Einfallsreichtum, welche die Arbeit an einem solchen Bauwerk erfordert, wurde uns schnell bewusst, warum die Dombauhütte als „Werkstatt“ des Mainzer Doms zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe zählt. So erfuhren wir, dass das gesamte Fundament des Doms in einem aufwändigen Prozess mit Beton aufgefüllt wurde, um einen Abriss des Gebäudes zu verhindern. Dies kam uns auch aus einem weiteren Grund gelegen, denn so konnten wir durch das eiskalte Wasser in Gängen der Fundamente waten, während es draußen weit über 30 Grad heiß war.

Bild 2

Am nächsten Morgen trafen wir uns in alter Frische vor der Johanniskirche, welche auch als „alter Dom“ bezeichnet wird und zu den ältesten Kathedralen Deutschlands zählt. Hier konnten wir dank der Archäologin und Theologin Frau Doktor Martina Horn Einblicke hinter die Kulissen der Ausgrabungsstätte gewinnen und mehr über die Entwicklung christlicher Traditionen in Mainz lernen. Wir sahen unter anderem, wie ursprünglich eine, neben dem alten Dom freigelegte, Taufkirche für den Ritus der Taufe erbaut und später von einem, in den Boden des alten Doms gebauten, Taufbecken abgelöst wurde. In unserer anschließenden Führung durch den neuen Dom Sankt Martin konnten wir ein freistehendes, eisernes Taufbecken betrachten und so den Sprung vom historischen Christentum zum modernen Katholizismus vollenden. Hierzu zeigte uns der bischöfliche Zeremoniar Johannes Brantzen verschiedene Bräuche und Traditionen, wie sie teils noch heute im Dom praktiziert werden. Auch sahen wir die weltgrößte Bibelseite (Bild 2), welche die erste Seite des Johannes-Evangeliums darstellt, von der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft gedruckt und im Chor des Doms aufgehängt wurde. Ein kurzer Abstecher in den Dachstuhl des Doms war zwar sehr beeindruckend, bewirkte jedoch den gegenteiligen Effekt, den die kühlen Fundamente des Bauwerks am Vortag gespendet hatten. Und so gingen wir nach unserem Abstecher in die Sauna in eine wohlverdiente Mittagspause.

Anschließend betrachteten wir den Dom im letzten Teil unserer Exkursion mit dem Kunsthistoriker, Anthropologen und Archäologen Herrn Doktor Klaus Weber zur Abwechslung zunächst in der Außenansicht. Hier lernten wir von einem schattigen Plätzchen aus, die verschiedenen Baustile, welche im Dom vereint sind, kennen und zu erkennen. Auch entdeckten wir verschiedene mythische und tierische Figuren an der Fassade des Doms wie das „Äffchen“ (Bild 3 links im Bild). Unser Programm endete schließlich mit einem Gang durch den Kreuzgang (Bild 4) und einer kurzen Feedback-Runde, in der wir feststellten, dass wir alle gern noch mehr über die Geschichte des Christentums in Mainz und Rheinland-Pfalz lernen würden.

Bild 3
Bild 4

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