Was werden wir in Zukunft essen? Ein naturwissenschaftlich kritischer Blick auf Trends und Möglichkeiten

Ein Bericht von Adam Josef Will, Bachelorstudent Englisch und Französisch und Amelie Lucke, Bachelorstudentin Wirtschaftswissenschaften

„Kann man das essen? Ist das noch gut oder kommt das in den Müll? Das ist ungesund! Sowas vertrage ich nicht!"

Alle kennen solche Aussprüche, doch was steckt dahinter? Im Rahmen des Seminars „Was werden wir in Zukunft essen? Ein naturwissenschaftlich-kritischer Blick auf Trends und Möglichkeiten” haben wir uns gemeinsam mit unserem Dozenten Prof. Vilgis vom Max-Planck-Institut für Polymerforschung mit diesen und vielen weiteren Fragen beschäftigt.

Am 2. Dezember 2020 trafen wir uns bereits vor Beginn unseres Seminars mit Prof. Vilgis für ein kurzes Kennenlernen draußen vor dem MPI. Er überraschte uns alle mit einer Kiste voller Bücher, die er rund um das Thema Ernährung geschrieben hat. Hierbei hatten wir die Wahl zwischen dem eher politischen Buch Einfach essen und dem grundlagentheoretischen Buch Biophysik der Ernährung. Anschließend haben wir uns über unsere Motivation zur Auseinandersetzung mit dem Thema Ernährung ausgetauscht. Mit einem Buch unter dem Arm und der Vorfreude im Hinterkopf gingen wir nach Hause.

Die erste digitale Stunde eröffnete Prof. Vilgis mit der Frage: „Was ist Ihr Lieblingsgeschmack? Was halten Sie z. B. von umami?” Als er darauf in 18 verdutzte Gesichter sah, begann er diesen für den Großteil von uns unbekannten Geschmack zu beschreiben. So stiegen wir ein in unser erstes Thema: die Essensbiographie des homo sapiens. Schnell wurde klar, dass Geschmack und Wohlbefinden seit jeher zusammenhängen und den homo sapiens zu dem brachten, was er heute is(s)t. Vor allem im Zuge der Industrialisierung kam es zu vielen nahrungstechnischen Veränderungen, mit denen einige Probleme einhergingen. Wenngleich die Vereinfachung von Arbeitsschritten zu einer Leistungserhöhung geführt hat, kam es zum Beispiel zu ersten Einsätzen chemischer Hilfsmittel im Zuge der Massenproduktion.

Während der erste Teil des Seminars sich mit einem Rückblick befasste, thematisierten wir im Januar 2021 gegenwärtige Ernährungstrends wie beispielsweise „paleo”, „vegan” oder „nose-to-tail“. Dabei sprachen wir viel über gängige Konventionen und was diesen aus wissenschaftlicher Sicht tatsächlich zugrunde liegt. Auch viele in Vergessenheit geratene Nahrungsmittel wie Knochenmark können zu einer ausgewogenen Ernährung beitragen.

Unser Kurs kulminierte schließlich in einem regen Diskurs über die Zukunft unserer Ernährung. Ethische, ökologische und wirtschaftliche Anforderungen miteinander zu vereinen, stellt eine große Herausforderung dar, auf die wir zum jetzigen Zeitpunkt keine eindeutige Antwort finden konnten. Dennoch gibt es einige Ansätze, die sich in Zukunft als prägend erweisen könnten, sei es In-vitro-Fleisch, Ersatz der Viehzucht durch Insektenzucht oder ein Fokus auf unkonventionelle pflanzliche Lebensmittel wie beispielsweise Wasserlinsen.

Abschließend war das Seminar geprägt von Wechseln zwischen fundierter Naturwissenschaft und Fragen der persönlichen Verantwortung. Die Unterrichtsstunden bereicherte Prof. Vilgis nicht nur durch seine lebensfrohe Art, sondern auch durch seine zahlreichen kreativen Kochideen, die prompt von Studierenden ausprobiert wurden. Wann gab es bei Ihnen zum letzten Mal Lauchwurzeln im Tempuramantel?

Sehr geehrter Herr Prof. Vilgis, Sie haben es geschafft, Studierenden mit und ohne naturwissenschaftlicher Prägung sowohl hochtechnologische Aspekte der Ernährungswissenschaften als auch alltagsnahe Tipps und Tricks zu vermitteln. Vielen herzlichen Dank für das Teilen Ihres Wissens und Ihrer Gedanken. Wir werden es uns zu Herzen nehmen und „täglich schmecken, täglich kochen, täglich riechen, dann kann nichts schiefgehen!“

 

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