Luftverschmutzung und vorzeitige Todesfälle

26.06.20 | 9 - 13:30 Uhr | Max-Planck-Institut für Chemie, Konferenzraum

Leitung: Prof. Dr. Jos Lelieveld; Dr. Thomas Berkemeier; Dr. Klaus Klingmüller | Max-Planck-Institut für Chemie

Teilnahmevoraussetzungen: Interesse an naturwissenschaftlichen Problemen mit unmittelbarer gesellschaftlicher Relevanz. Einleitende Kapitel folgender Literatur:

Cardiovascular disease burden from ambient air pollution in Europe reassessed using novel hazard ratio functions. J. Lelieveld, K. Klingmüller, A. Pozzer, U. Pöschl, M. Fnais, A. Daiber und T. Münzel, European Heart Journal (2019), 00, 1–7.
DOI: 10.1093/eurheartj/ehz135

Global estimates of mortality associated with long-term exposure to outdoor fine particulate matter
Burnett et al., Proceedings of the National Academy U S A. 115(38):9592-9597. 10.1073/pnas.1803222115, 2018

Chemists can help to solve the air-pollution health crisis
Jos Lelieveld and Ulrich Pöschl
Nature, 551, 13 November 2017 doi: 10.1038/d41586-017-05906-9,.

Aerosol Health Effects from Molecular to Global Scales.
Shiraiwa, M., K. Ueda, A. Pozzer, G. Lammel, C. J. Kampf, A. Fushimi, S. Enami, A. M. Arangio, J. Fröhlich-Nowoisky, Y. Fujitani, A. Furuyama, P. S. J. Lakey, J. Lelieveld, K. Lucas, Y. Morino, U. Pöschl, S. Takahama, A. Takami, H. Tong, B. Weber & A. Yoshino, K. Sato, Environmental Science & Technology 51, 13545-13567, doi:10.1021/acs.est.7b04417, 2017.

Estimates and 25-year trends of the global burden of disease attributable to ambient air pollution: an analysis of data from the Global Burden of Diseases Study 2015., Cohen AJ et al., Lancet; 389:1907-1918, 2017.

The contribution of outdoor air pollution sources to premature mortality on a global scale
Jos Lelieveld, John S. Evans, Despina Giannadaki, Mohammed Fnais und Andrea Pozzer, Nature, 17 September 2015; doi: 10.1038/nature15371.

Anforderungen: sehr aktive Diskussionsbereitschaft, Kurzpräsentation

Inhalt: Feinstaub ist ein gesundheitliches Risiko – darin sind sich MedizinerInnen, ToxikologInnen und UmweltwissenschaftlerInnen einig. Doch kann man das Gesundheitsrisiko schlechter Luft in Zahlen fassen? Laut Berechnungen des Max-Planck-Instituts für Chemie sterben allein in Europa jährlich knapp 800.000 Menschen vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung. Durchschnittlich verkürzt sie unser Leben um rund zwei Jahre. Für die Berechnungen nutzen die WissenschaftlerInnen Atmosphärenchemiemodelle. Diese verknüpfen sie mit epidemiologischen Daten und Informationen über physiologisch-chemische Prozesse von Luftverschmutzung.

Dieser Q+Baustein beleuchtet das Thema „Simulationen“ bzw. Modellberechnungen aus den Bereichen Erdsystemforschung, Chemie, Epidemiologie und Gesundheit. Zentrale Fragen werden sein:
• Wie entsteht Feinstaub und wie wirkt er auf unsere Gesundheit?
• Was ist der Zusammenhang zwischen Feinstaub und Mortalität und wie berechnet man die Anzahl vorzeitiger Todesfälle?
• Warum nutzt man Atmosphärenchemiemodelle und chemische Transportmodelle und wie funktionieren?
• Welche Unsicherheitsfaktoren, Grenzen und künftige Entwicklungen gibt es?
• Welche Schlussfolgerungen und Forderungen an die Politik erlauben die berechneten Zahlen?

Der Baustein ist wie folgt aufgebaut:
A. Seminar: Luftverschmutzung und Todesfälle, Jos Lelieveld

B. Zweigeteilter Workshop:

Part 1: Klaus Klingmüller
• Funktionsweise von Atmosphärenchemiemodellen und chemische Transportmodellen
• Simulation der Feinstaubbelastung mit einem Atmosphärenchemiemodell, dazu Simulation von Feinstaub im Detail: Von den Emissionen über atmosphärische Prozesse zur PM2.5-Konzentration

Part 2: Thomas Berkemeier
• Lebenserwartung + Todesfälle: Kurzeinführung der epidemiologischen Grundlagen am Bespiel des Global Burden of Disease.
• Ergebnisse/Datenlage zu Gesundheitseffekten von Luftverschmutzung in Deutschland und weltweit (mit Vorstellung eines Webtools für eigene Recherchen).
• Kausale Verbindung zwischen den unabhängig erhobenen epidemiologischen Daten und dem Wissen über die physiologische Chemie von Luftverschmutzung.
• Forschung des MPIC zur Aufschlüsselung der Redoxchemie in unserer Lunge.

C. Gemeinsame Diskussion

Lernziele: Kenntnis der
• Ursachen von Luftverschmutzung
• Auswirkungen von Luftverschmutzung auf die Gesundheit (in Zahlen und physiologisch)
• zugrundeliegenden Daten und Modelle (epidemiologische Modelle und Atmosphärenchemiemodelle)
• Kritische Reflexion von Luftverschmutzung

Lehrende:

Prof. Dr. Jos Lelieveld ist Atmosphärenchemiker und seit 2000 Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie. Seine Forschungsschwerpunkte sind der Selbstreinigungsmechanismus der Atmosphäre, die Rolle reaktiver Gase und Aerosole in biogeochemischen Kreisläufen sowie Luftqualität, Klimawandel und Planetary Health.

Dr. Thomas Berkemeier ist Teamleiter am Max-Planck-Institut für Chemie. Als Physikalischer Chemiker beschäftigt er sich mit der Geschwindigkeit von chemischen Reaktionsprozessen auf Feinstäuben und mit ihrem Einfluss auf die menschliche Gesundheit.

Dr. Klaus Klingmüller ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung fuer Atmosphaerenchemie des Max-Planck-Instituts fuer Chemie. Mit gekoppelten Atmosphaerenchemie- und Klimasimulationen untersucht er atmosphaerische Aerosole und ihre Auswirkungen auf das Klima und die menschliche Gesundheit. Er hat in Heidelberg Physik studiert und am Institut für theoretische Physik promoviert.

 

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