Q+Kamingespräch mit Professor Dr. Dr. h.c. mult. Horst Hippler, ehem. Präsident der Hochschulrektorenkonferenz

Bericht von Florina Schalamon, 5. Semester B Sc. Physik und Jonas Klöker, 5. Semester BA Linguistik/Altorientalische Philologie.

Im Rahmen des Seminars “Forschen, Publizieren, Qualitätssicherung und Kosten” wurde es uns ermöglicht, einen (gelockerten) wissenschaftlichen Dialog mit einem bekannten und auch polarisierenden Repräsentanten des deutschen Wissenschaftssystems zu üben: Gast bei unserem Q+Kamingespräch am 16. November 2019 war der ehemalige, langjährige Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Universitätsprofessor Dr. Dr. h. c. mult. Horst Hippler.

Zunächst gab Prof. Hippler einen kurzen Überblick über die Entstehung und Entwicklung der deutschen Universitäten, den Export des Humboldtschen Universitätskonzeptes in die Welt und die aktuelle Situation im nationalen und internationalen Spannungsfeld. Einen besonderen Fokus legte Prof. Hippler vor allem auf das Urheberrecht in der Wissenschaft und auf die Digitalisierung.
Für die Diskussion danach hatten wir Q+Studierende Fragen zu mehreren Themenbereichen bei einem Vortreffen vorbereitet: Auftrag der Wissenschaft; Entwicklung des Wissenschaftssystems, Werteverständnis, Vorbildfunktion von Universitäten und Nachhaltigkeit; Digitalisierung und Bereitstellung von Wissen; Auftrag und Konzepte von Forschung und Lehre; Qualität und Zukunft von Studium und Lehre; Exzellenzinitiative; das Verhältnis von Bund und Ländern und persönliche Projekte von Prof. Hippler, wie die Entstehung des KIT Karlsruhe.

Prof. Hippler schilderte u.a. ausführlich die Konsequenzen der Digitalisierung und dabei insbesondere die kritisch zu bewertende Politik der großen Wissenschaftsverlage und Konsortien, die Kostenexplosion der letzten Jahre und die Notwendigkeit, weiterhin allen Menschen den Zugang zu Wissen und Erkenntnissen zu ermöglichen. Dabei waren wir uns mit Herrn Hippler einig darüber, dass mit öffentlichen Geldern finanzierte Projekte auch für alle zugänglich sein müssen.

Ein weiteres Thema, mit welchem wir uns länger auseinandersetzten, war die potentielle Vorbildfunktion von Universitäten. Prof. Hippler war es wichtig, zu betonen, dass Universitäten keine bevormundende Haltung einnehmen dürften und der Ort sei, an dem kontroverse Meinungen auch kontrovers diskutiert werden sollten. Soweit konnten wir ihm zustimmen. Doch als wir uns dabei Themen globalen Ausmaßes zuwendeten, zum Beispiel mit nachhaltigen Maßnahmen gegen den Klimawandel vorzugehen, befanden manche von uns Q+Studierenden, dass Institutionen wie Universitäten sehr wohl ein Vorbild und auch Vorreiter sein sollten.

Auch über das Thema der Aufgaben, Zukunft und Qualität in Studium und Lehre diskutierten wir lange und teilweise sehr kontrovers: Prof. Hippler betonte, dass Wissenschaftler/innen, die exzellente Forschung betrieben, auch exzellente Lehrpersönlichkeiten seien. Dem widersprachen wir aufgrund unserer persönlichen Erfahrung in mehreren verschiedenen Fachdisziplinen. Wir waren vielmehr der Meinung, dass Dozent/innen noch besser hochschuldidaktisch ausgebildet werden sollten und sich in Lehrmethoden ständig weiterbilden müssten. Auch sollten diesbezüglich Institutsleitungen oder Dekan/innen gegenüber einzelnen Dozent/innen stärker aktiv werden.

In unserer Vorbereitung des Q+Kamingesprächs hat jede/r der Studierenden einen Themenblock vorbereitet und übernahm dafür die Gesprächsleitung. Dadurch hatten wir einen festen Gesprächsfaden, aber durch den organischen Gesprächsfluss hat sich diese Gliederung am Ende in einen lebendigen Diskurs aufgelöst. Trotz kleinerer Unsicherheiten hat uns diese Diskussion wirklich gut gefallen und wir bekamen die besondere Gelegenheit, einmal „hinter die Kulissen“ zu blicken. Wir sind vor allem dankbar, dass wir bei Q+ die Möglichkeit hatten, das wissenschaftliche Gespräch und unseren Umgang mit einer solchen bekannten Persönlichkeit zu üben.

Florina Schalamon, 5. Semester B Sc. Physik
Jonas Klöker, 5. Semester BA Linguistik/Altorientalische Philologie.

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