Audiovisuelle Medienproduktion

Bericht von Arian Leonidas Papakarmesis, M.Ed. Studierender Sport und Philosophie

„Tutorials“, bzw. Lehr- und Lernvideos sind von Videoplattformen nicht mehr wegzudenken! Sie eignen sich perfekt, um ein Thema strukturiert und zielgruppengerecht darzustellen. Im Prozess der Digitalisierung von Lehre entwickelt sich die Fertigkeit Videos zu gestalten und zu produzieren, neben der Fertigkeit Arbeitsblätter zu gestalten, zu einer Basisfertigkeit von Lehrenden. Einige Fachdidaktik-Seminare haben bereits die Gestaltung eines Videos als Prüfungsform zugelassen. Der Kurs „Audiovisuelle Medienproduktion“ sollte dazu beitragen Basiskenntnisse aufzubauen, um professionelle Lern- und Lehrvideos zu produzieren, die methodisch verwendet werden können. Das Seminar entstand durch die Kooperation zwischen dem Studienprogramm Q+ und dem Zentrum für Audiovisuelle Produktion (ZAP) der JGU Mainz.

Als kleiner Geheimtipp: das ZAP unterstützt alle die im Rahmen ihres Studiums Videos produzieren möchten! Also wendet euch bei Fragen an zap@uni-mainz.de oder schaut euch auf der Internetseite um: www.zap.uni-mainz.de .

Am 19.11.2021 fand das erste Präsenztreffen statt. Es nahmen Studierende aus den Fachbereichen Musik, Physik und Philosophie an dem Kurs teil. Das Seminar wurde aufgeteilt in 6 Einheiten, drei davon wurden asynchron online durchgeführt. Zu drei Terminen konnten wir uns dank eines ausgearbeiteten Hygienekonzeptes und dem Nachweis von negativen Coronatests in der Universität in Präsenz treffen. Die erste Einheit des Kurses war online und beinhaltete eine inhaltliche Einführung in die Gestaltungsebenen und wie ein Videoskript erstellt wird. Die Gestaltungsebenen betreffen Bild, Ton, den Sprechertext und den letztendlichen Schnitt. Die Umsetzung aller Gestaltungsebenen zusammen ergibt die Dramaturgie eines Videos. Die Gestaltungsebenen des Bildes umfassen die Dynamik durch Kameraführung, Helligkeits- und Farbveränderungen, Schnittgeschwindigkeit und emotionale Dynamiken. Bei Einstellungsgrößen des Bildes entscheidet sich, ob das Bild von einem Detail zu einer Totalen wechselt, oder von einer Totalen zu einem Detail. Die Perspektive, also der Kamerawinkel entscheidet dabei zum Beispiel, ob eine Person durch einen Kamerawinkel von oben gefilmt wird und eher hilflos erscheint, oder mit einem Kamerawinkel von unten gefilmt und dadurch eher dominant dargestellt wird. Die Kadrierung beachtet dabei die Aufteilung des Bildes, wie zum Beispiel gerade Linien in Gebäuden als Fluchtlinien verwendet werden. In der Gestaltungsebene Ton wird sich darauf konzentriert einen klare, verständliche Audiospur zu produzieren, dabei geht es um das Vermeiden von Störgeräuschen während der Aufnahme und darauf zu achten, dass die Audioausgabe Stereo ist. Der Sprechertext in einem Lern- und Lehrvideo leitet dabei durch das Video und sollte in der Leitung der Aufmerksamkeit mit dem Bild harmonieren. Der Text sollte zielgruppengerecht und möglichst direkt formuliert werden. Passiv und Schachtelsätze sollten also, um möglichst klare Aussagen zu formulieren vermieden werden. Das Finale findet dann im Schnitt statt, hier wird alles: Bild, Ton und Text zusammengefügt, aufeinander angepasst und an den dafür bestimmten Stellen noch Textboxen oder spielerische Übergänge eingebracht.

Nachdem die Gestaltungskriterien bekannt waren, ging es darum das Video zu skripten. Also die Fragen zu beantworten: Wie lautet das Thema in einem Satz? Wen möchte ich ansprechen und welche Eigenschaften der Zielgruppe müssen berücksichtigt werden? Was ist das Hauptlernziel und was sind die Nebenlernziele?  Welche Erzählform wird gewählt? Welche Reihenfolge der Inhaltselemente wird gewählt? Basierend auf dem Skript wurde dann ein erster Erzählertext verfasst. Im Anschluss wurde das Storyboard erstellt. Im Storyboard wird unter Beachtung der Gestaltungskriterien das Video detailliert aufgeschrieben. Es wird überlegt, welches Bild passt zum Text und ob der Text zu den festeingeplanten Bildern passt. Das zweite Präsenztreffen glich einem Workshop. In einem Raum wurden die Legetrick Videos gedreht, in einem anderen Raum die Tonaufnahmen gemacht und in einem weiteren Raum die bildliche Darstellung im Video detailliert durchgesprochen. In der letzten online Phase lernten wir noch das Schnittprogramm kennen, um das Video zu finalisieren.

In der Themenwahl und bei der Entwicklung des didaktischen und methodischen Zwecks des Videos hatten wir künstlerische Freiheit.  Luca Keim produzierte ein Lernvideo mit dem Titel „Die Sammellinse“, in dem er darstellte, wie Lichtstrahlen durch die Sammellinse gebündelt werden. Emanuel Reichert-Lübbert produzierte ein Video zum Thema Intonation an der Violine, in dem er die reine und die gleichstufige Intonation darstellte und Anwendungsgebiete beider Systeme beleuchtete. Marc von der Linde produzierte ein Lehrvideo in dem er die Relativität und Perspektivität von Wirklichkeit und eine Kritik an Sprache vertieft mit dem Titel „A Perspective Take on Reality“. Und ich, Arian Leonidas Papakarmesis konzipierte mein Video als Medium für einen Unterrichtseinstieg in Philosophie, mit dem Titel „Eine Videobotschaft“. Das Video thematisiert die Selbstverständlichkeit mit der wir die Welt, unsere Gesundheit und uns Selbst wahrnehmen. Es kontrastiert die Wertschätzung des Lebens und den Drang mehr haben zu wollen, um dadurch im Unterricht verschiedene Welthaltungen differenzieren zu können.

Geleitet wurde der Kurs von Nina Oehler und Christian te Baay, die uns sehr gut in die Gestaltungsebenen inhaltlich eingeführt haben, uns anschließend hilfreiche Fragen stellten, um die Kernaussagen der Videos zu explizieren und uns im Workshop praktisch unterstützt haben, die Inhalte zu produzieren.

Zum Abschluss des Kurses haben wir eine „Kinorunde“ gemacht, in der jeder sein Lehr-/Lernvideo vorgestellt hat. Abschließend kann ich sagen: Für jeden, der motiviert ist ein Lehrvideo zu gestalten, lohnt es sich mit einer Videoidee im ZAP vorbeizuschauen.

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