Der letzte Weg: Über Sterben und Trauern

Ein Bericht von Amelie Lucke (B.Sc. Studierende Wirtschaftswissenschaften)

Vom 09.-16.11.2021 machten sich sieben Q+Studierende aus sieben verschiedenen Fachdisziplinen gemeinsam auf zu einer besonderen Veranstaltung: „Der letzte Weg - über Sterben und Trauern“. Dass diese Veranstaltung neben einer informativen auch eine sehr persönliche werden kann, ließ sich im Voraus erahnen. Trotzdem - oder gerade deswegen haben wir uns alle dazu entschlossen, uns mit diesen im Alltag meist ungreifbaren und tabuisierten Themen auseinanderzusetzen. Innerhalb von acht Tagen standen also vier intensive Ganztagesworkshops vor uns, die vom Sterben über Riten und Bestattungen zum Umgang der Hinterbliebenen mit dem Tod führten.

Der erste Teil drehte sich also um das Sterben. Der Leiter der Palliativstation der Uniklinik Mainz Prof. Martin Weber erklärte uns viel zum Sterbeprozess von Menschen und berichtete über Erfahrungen aus seiner Arbeit und dem Kontakt mit Sterbenden und Angehörigen. Anschließend klärte uns Dr. Gertrud Greif-Higer, die Geschäftsführerin der Ethikkommission der Uniklinik Mainz, über die Rechtslage von Menschen auf, die gerne sterben möchten, und welche Möglichkeiten und Grenzen Ärzt*innen im Themenfeld Sterbehilfe bzw. „assistierter Suizid“ haben. Das Gespräch mit ihr zeigte, wie unterschiedlich Situationen von Menschen sein können.

Zwei Tage später beschäftigten wir uns mit dem Sterben und Trauern aus spiritueller Sicht. Nach einer kulturanthropologischen Hinführung zum Thema Sterben in verschiedenen Kulturen durch Miriam Braun, welche zu diesem Thema forscht, hörten wir drei abwechslungsreiche Vorträge aus den Perspektiven des evangelischen Theologen Prof. Ulrich Volp, des Imams, Herrn Talha Taskinsoy, und des Rabbiners, Herrn Shlomo Raskin. Über den Tag ließen sich viele Gemeinsamkeiten sowie bedeutende Unterschiede in den Religionen erkennen.

In der Woche darauf besuchten wir den Mainzer Hauptfriedhof. Die unserem Alltag ferne Welt eines
Krematoriums zu sehen, war eine herausfordernde Erfahrung, doch es war sehr wertvoll, sich einmal ohne aktuelle Betroffenheit darüber informieren zu können, wie eine Einäscherung abläuft. Herr Sebastian Misar, Mitarbeiter am Krematorium Mainz, gab uns informative, immer pietät- und respektvolle Einblicke in seine Arbeit und in die seines Teams. Anschließend wurden wir von Frau Petra Müller, Bereichsleitung Friedhofsverwaltung, und Herrn Ralf Biesenack, Betriebsleiter Friedhofsbetrieb, durch die verschiedenen Bereiche des Mainzer Hauptfriedhofs geführt und erfuhren viel über Abläufe, Gesetze und Kosten diverser Bestattungsformen.

Am Nachmittag besuchten wir das Bestattungsinstitut Grünewald*Baum, welches insbesondere zu Beginn seiner Arbeit vor über 20 Jahren medial präsent war, da die beiden Gründerinnen und ihr Team Abstand von vielen Konventionen nahmen, um sich stärker an den Bedürfnissen der Verstorbenen und der Angehörigen zu orientieren. Frau Kirsten Witte, welche dort seit einiger Zeit arbeitet, brachte uns ihre Art zu arbeiten in Fragen, Antworten und einer Führung durch die Räume sehr authentisch nahe.

Die drei ersten Seminartage hatten, wie erwartet, viele Fragen aufgeworfen, und so wurde unsere Veranstaltung abgeschlossen durch einen Tag mit der Trauertherapeutin und weltlichen Trauerrednerin, Frau Leila Haas. Wir sammelten Dinge, die uns in der vergangenen Woche beschäftigt hatten und konnten in unserer kleinen Runde über viele Themen sprechen. Leila Haas berichtete viel von den Erfahrungen aus ihrer Arbeit und ordnete die Themen noch einmal mit uns ein, was das Seminar zu einem gelungenen Abschluss führte.

Ich spreche wahrscheinlich nicht nur für mich, wenn ich sage, dass diese Workshopreihe sehr intensiv war und viele Gedanken angestoßen hat, die mich nicht so schnell loslassen werden. Aber auch konkrete Dinge möchte ich angehen, zum Beispiel meine Patientenverfügung erstellen und mit meinen Angehörigen über das Thema Bestattung sprechen, auch wenn sie noch jung sind. Das wertvollste, was ich in dieser Veranstaltung gelernt habe? Wie wichtig und entlastend es sein kann, den Tod ins Leben zu holen.

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