JG|ender|U – Geschlechterstudien an der JGU

Die öffentliche Ringvorlesung "JG|ender|U - Geschlechterstudien an der JGU" im Wintersemester 2021/22 bot allen Interessierten einen Einblick in die wissenschaftlichen Arbeiten der Lehrenden unterschiedlicher Disziplinen an der JGU, die sich mit der Kategorie Gender auseinandersetzten. Ziel war es, verschiedene Perspektiven der Mainzer Geschlechterstudien zu beleuchten und zur Diskussion zu stellen. Dabei wurde eine öffentliche Debatte angeregt, Lehrende und Studierende vernetzt und die Sichtbarkeit des Themas erhöht. Um das Spektrum des Genderdiskurses aus intersektionaler Perspektive und seine Relevanz für Forschung und Lehre an der JGU zu betonen, wurde mit dieser ersten Vorlesungsreihe ein Grundstein gelegt, auf dem weiter aufgebaut werden soll. Eine weitere Reihe ist bereits in Planung.

Nach der Einführungssitzung von Julia Reichenpfader, in der die Q+Studierenden mit dem Konzept der Intersektionalität vertraut gemacht wurden und ihrer eigenen intersektionalen Schnittstellen reflektierten, folgten neun Vorträge von Forschenden, denen sich eine angeregte Diskussion anschloss.

Mit Livia Prüll (Medizin) startete der offizielle Teil der Vorlesungsreihe. Ausgesprochen lebhaft und persönlich sprach sie über "Diversität im Gesundheitswesen - Transidentität als Beispiel" und erklärte die Notwendigkeit einer gendersensiblen medizinischen Grundversorgung. Yamara Wessling (Ethnologie und Afrikastudien) berichtete von ihrer Forschungstätigkeit in Ruanda, fragte nach den "Werten einer Frau?" und nach der Aushandlung von Klasse und Geschlecht ebenda. Julia König (Erziehungswissenschaften) zeigte Bildpostkarten um 1900 und stieß den Diskurs um "Geschlechterentwürfe in kolonialrassistischen Karikaturen" an. Danach folgte ein theoretischer Input von Elia Scaramuzza (Politikwissenschaften), in dem es um "nicht-dichotome Perspektiven auf Geschlecht in der politischen Bildung" ging. Anhand der Begriffe Gleichheit, Differenz und Dekonstruktion wurden weitere Instrumente zur Beschreibung der Geschlechterordnungen eingeführt. Stephan Goertz (Katholische Theologie) sprach über eben diese Ordnungen innerhalb der katholischen Kirche und verwies auf deren Konstruktionschrakter. Aktuelle Debatten in der Katholischen Kirche wurden in der anschließenden Diskussion ausführlich besprochen. Im Vortrag von Damaris Nübling (Linguistik) ging es um die "Genderlinguistik jenseits von Sternchen und großem I". Erstaunliche Erkenntnisse brachte ihre erhellende Forschung über genderisierende Namengebung und Namenentscheidungen (z.B. bei der Heirat). Dagmar von Hoff (Literaturwissenschaften) sprach über  "Genderkonstruktionen im Wandel" und ergänzte die von Scaramuzza eingeführten Begrifflichkeiten um die der "Repräsentation, Performanz und Identität", die sie im Kontext der feministischen Wissenschaft verortete. Mehr über Ulrike Ottingers "Queer Aesthetics of Stasis" erfuhren wir von Marc Siegel (Filmwissenschaften), der das Werk Ottingers im Kontext des politischen Aktivismus diskutierte. Mita Banerjee (Amerikanistik) sprach über die "Phänomenologie des Privilegs: Gender und Whiteness in Raoul Pecks Film I am not your negro" und zog damit den Bogen zurück zur anfänglichen Diskussion um intersektionale Schnittstellen und Privilegien.

In der daran anschließenden Abschlusssitzung von Julia Reichenpfader wurden Diskurse verbunden, Querverbindungen beleuchtet und Ideen ausgetauscht.

Die Vorträge der Reihe wurde von den Q+Studierenden als Impuls genutzt, um eigene Gedanken kreativ zu verarbeiten. Einige der Arbeiten finden Sie hier:

Julia Berger: "Gedankenstrom"

Emilia Bub: "Geschlecht zählt!? Ein Kommentar zu Trans-Exclusionary Radical Feminism in Deutschland“

Tabea George: "Was Blackfishing mit Kolonialismus zu tun hat"

Sarah Heier: "Bildergeschichte"

Sonja Husemann: "Selbstreflexion im Spiegelkabinett"

Kamila Kossakowska: "Gender und Beruf: Gleichstellung der Frau als Herausforderung der heutigen Gesellschaft"

Klara Pippart: "Alte Mauern und neue Geschichten"

 

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